Prinz Fumimaro Konoe: Kriegsverbrecher oder gescheiterter Friedensfürst? 

Ist er ein Kriegsverbrecher oder der letzte, der Pearl Harbor und den Pazifikkrieg gegen die USA hätte verhindern können? Vorne weg habe ich mich länger mit ihm beschäftigt und oberflächlich ragten viele Widersprüche heraus, jedoch bin ich der Meinung, dass er alles versuchte um den Kern von seiner politischen Überzeugung durchzusetzen. Dazu jedoch später mehr.

Prinz Fumimaro Konoe (近衞文麿) wurde am 12. Oktober 1891 in Chiyoda, Tokio als erster von zwei Söhnen des Prinzen Atsumaro Konoe geboren. Die Familie Konoe ist eine der größeren Adelsfamilien und stammt von dem Fujiwara-Clan ab, diese hatte bis zur Heian-Zeit (794-1185) fast immer den „Shogun“ besetzt. Auch nach dem Abstieg ab der Heian blieb sie mächtig. Die Mutter von Kaiser Komei (1831-1867) war ebenfalls aus dem Fujiwara-Clan. Als Atsumaro Konoe am 01. Januar 1904 starb wurde der erst 13 Jährige Fumimaro Familienoberhaupt und blieb bis dies auch bis zu seinem Tod. Eine Tatsache, die einem bei vielen Politikern und Intellektuellen der Jahrhundertwende auffiel war, dass viele in ihrer Studienzeit mit deutschem Brauchtum in Kontakt kamen. So auch Fumimaro, der bei seinem Philosophielehrer Tei Iwamoto auch die deutsche Sprache lernte. Dieser Lehrer prägte ihn auch so stark, sodass er ein Studium in Philosophie an der Kaiserlichen Universität in Tokio anfing, welches er aber frühzeitig abbrach und zu  Soziologie und Jura wechselte, wobei er vor allem seine Zeit ersteres steckte. In dieser Zeit übersetzte er auch das Essay von Oscar Wilde „Der Sozialismus und die Seele des Menschen“ ins Japanische, welches aber 1914 kurzzeitig verboten wurde.

Seine politische Laufbahn begann er mit seinem 25. Geburtstag, denn alle Adeligen kamen im Alter von 25 Jahren automatisch in das Herrenhaus („Kizokuin“; heute „Sangiin“). Aktiv beteiligte er sich ab 1920 als Protegé bei dem ehemaligen Premierminister Kinmochi Saionji, der als „gemäßigt“ für damalige Verhältnisse galt und vor allem als ein strikter Vertreter dass Militär und Regierung getrennt werden sollen, zu engagieren. 1931 wurde Konoe zum Vize- und 1933 zum Präsidenten des Kizokuin gewählt, diese Position behielt er bis 1937 als er zum ersten Mal Premierminister wurde.

Seine Ernennung zum Premierminister erfolgte aus vor allem drei Gründen:

1. Nach dem Putschversuch der Kodoha (Gruppe des kaiserlichen Wegs) im Februar

1936 wollte man einen erklärten Gegner des Militarismuses als Premierminister.

2. Die Premierminister Koki Hirota und General Senjuro Hayashi (dieser gilt als Libertärster Realpolitiker den Japan je hatte) haben die Lage nicht entspannen können und im Gegenteil, Japan an den Rand eines Krieges, der dann

unvermeidbar wurde.

3. Er sollte ein Gegengewicht zum immer mächtigeren Militär bilden.

Jedoch wurde Konoe de facto nur als Marionette der Militaristen benutzt. Er ist zwar nicht verantwortlich für den zweiten Sino-Japanischen Krieg, jedoch gab er die Entscheidung darüber dem Militär, welches nach dem inszenierten Anschlag auf die Marco-Polo-Brücke 1937, sich für den Krieg entschied, auf Druck der Hardlinern musste er und sein Kabinett einem Gesetz zustimmen, welches den Krieg in China zur alleinigen Sache des Militärs machte, also kann man ihm viele der Kriegsverbrechen in dieser Zeit vielleicht nicht zum Vorwurf machen. Im November wurde er von den „Hardlinern“ gezwungen das Konzept der „Großostasiatischen Wohlstandsspähre“ vorzustellen, das de facto das japanische Pendant zur Lebensraumpolitik der Deutschen war. Wie weit er diese Politik persönlich unterstütze, ist bis heute nicht ganz klar. Januar 1939 trat er aus eigenen Angaben zurück, aufgrund seiner Unfähigkeit den Krieg in China zu beenden und damit endete vorerst seine öffentliche politische Karriere, jedoch wurde er zum Präsidenten des geheimen Rates des Kaisers ernannt, dessen bisheriger Chef wurde daraufhin zum neuen Premierminister ernannt. In der Zwischenzeit gründete er eine Partei, die mehr und mehr zu einer „Japanischen NSDAP“ mutierte.

Seine zweite und dritte Amtszeit war von dem Versuch geprägt, den sich anbahnenden Krieg mit den USA, den ein wichtiger Teil der seiner Regierung (vor allem die Personen um General Hideki Tojo) verhindern wollte. Dieser Versuch scheiterte jedoch vor allem, weil die USA Zugeständnisse forderte, die die „Falken“ nicht erfüllen wollten. Abgesehen davon sollte Japan vermeintlich aus dem Anti-Komintern Bündnis mit dem Dritten Reich und dem faschistischen Italien austreten, was für die nationalsozialistisch geprägten „Falken“ selbstverständlich keine Option war. Jedoch muss man die „Falken“ definitiv von Konoe oder auch seinem Außenminister Matsuoka trennen. Vor allem im Punkt des Antisemitismus, dieser war bei der japanischen Elite, anders als bei der Europäischen quasi nicht vorhanden, da das Judentum in Japan bis Anfang des 20. Jahrhunderts auch völlig „fremd“ war. Konoe erlaubte unteranderem Juden die Flucht nach Japan, auch als Hitler und sein Botschafter in Tokio forderten, dass die selben antisemitischen Gesetze eingeführt werden sollen. Aber zurück zur Außenpolitik: Was mit den nicht USA gelang, gelang jedoch mit der Sowjetunion. Japan und die UdSSR schlossen 1941 einen gegenseitigen Neutralitätspakt. Jedoch wurde die Regierung Konoe gezwungen zurückgetreten, weil die Falken (Militaristen) den Krieg gegen die USA um jeden Preis wollten, offiziell wegen des Ölembargos der USA, welches die USA verhängte nach bereits bekannten Kriegsverbrechen in Südostasien. Sein Nachfolger wurde Hideki Tojo und mit dieser Ernennung war der Krieg gegen die USA unvermeidbar und der Krieg in China und gegen die koreanischen Widerstandskämpfer zu einem Vernichtungskrieg. Konoe zog sich dann aus der Öffentlichkeit zurück, jedoch nur bis 1944.

Konoe galt als ärgster Feind von Tojo, beide hassten sich und am Ende war Konoe der strahlende Sieger nach mehreren verlorenen Schlachten und konnte den Kaiser endlich überreden konnte, Tojo des Amtes zu entheben. Die Nachfolger von Tojo, Koiso und Suzuki versuchten noch „alles zu retten“, indem sie zu keinem Zeitpunkt kapitulierten wollten, egal wie verzweifelt die Lage in der Zivilgesellschaft war. Doch nach der bedingungslosen Kapitulation, die Konoe durchsetzte, ging er ein letztes Mal wieder in die öffentliche Politik und das als Minister ohne Geschäftsbereich unter dem neuen Premierminister Prinz Higashikuni. Er wurde jedoch zum Rücktritt gezwungen, als der Chef der US-Besatzungsarmee MacArthur im Oktober 1945 mehrere Gesetze einführte um beispielsweise die Meinungsfreiheit durchsetzen wollte und verbotene Parteien wieder zuließ. Diese Reformen gingen Higashikuni jedoch zu weit und er trat mit dem Kabinett zurück. Konoe war als Nachfolger im Gespräch, jedoch wollte er das erste Mal souverän regieren, das lehnte MacArthur nach den Schrecken des Pazifikkrieges ab und ging nach insgesamt fast 29 Jahren endgültig aus der Politik. Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht klar, aber wahrscheinlich brachte er sich am 16. Dezember 1945 mit Cyanid selber um, da Gerüchte kursierten, dass er als Kriegsverbrecher Klasse A angeklagt werden sollte (auf Initiative von Tojo.) 

Ich würde ihn als einen Politiker bezeichnen für den ich Mitleid und Respekt verspüre. Er hat immer Versucht den Frieden zu wahren. Doch er wurde für pazifistische Propaganda benutzt, um die wahren Machenschaften der Militaristen zu verdecken. Ich kann nicht einmal sagen, ob ich seine Realpolitik „richtig“ finde, weil die wenigen Dinge für die tatsächlich er verantwortlich war, gute Intentionen hatten. Ich glaube, dass er gute Ideen hatte , aber zu naiv und in seinen Amtszeiten als Premierminister zu schwach war, aber immerhin konnte er am Ende den Frieden herstellen, nach zwei Atombomben, der völligen Zerstörung Hiroshimas und Nagasakis und der damit verbundenen Kapitulation. 

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