Jedes Land hat zwei prägende Staatsoberhäupter, Deutschland hat Konrad Adenauer als Gründervater der Republik und Helmut Kohl als Kanzler der Einheit, die USA haben George Washington als Gründervater und Roosevelt als „Retter der freien Welt“ und das gilt auch für Japan, Yoshida als Gründervater des Japans der Nachkriegszeit und Shinzo Abe als prägende Figur japanischer Politik im 21. Jahrhundert. Doch wie kam dieser Mann an diese Stelle?

Shinzo Abe wurde am 21.September 1954 in der Stadt Shinjuku (Präfektur Tokio) als zweiter Sohn des Journalisten Shintaro Abe und seiner Frau Yoko Kishi geboren. Diese Familie war sehr einflussreich, sowohl auf wirtschaftlicher als auch auf politischer Ebene. Sein Großvater mütterlicherseits wurde nach dem 2. Weltkrieg als ein „Kriegsverbrecher der Klasse-A“ eingestuft und sein Großvater väterlicherseits Kan Abe war ein Parlamentarier in der Zeit des „Taisei Yokusankai“. Sein Großonkel Eisaku Sato war der am längsten amtierende Premierminister – nach Shinzo Abe. Shinzo wuchs in Nagato (Präfektur Yamaguchi) auf, von wo auch seine Familie ursprünglich stammt und bis zuletzt hatte er auch seine Hauptresidenz in der Präfektur. Sein schon erwähnter Großvater Nobusuke Kishi begann damals nachdem er aus seiner Haft entlassen wurde und es ihm wieder erlaubt wurde sich in die konservative „Classe Politique“ einzuarbeiten. Dies gelang ihm und 1955 half Kishi bei der „Konservativen Hochzeit“, welche in die „Liberaldemokratische Partei“ mündete. Kishi wurde einer der Rädelsführer in dieser neuen Partei und 1957 zum Premierminister gewählt. Mit ihm begann eine Art „Tradition“, sodass fast immer einer aus der Kishi-Abe Familie eine mal höhere oder niedrigere Rolle in der Politik spielte. Als Nobusuke Kishi 1960 ging, kam sein Bruder Eisaku Sato, der auch schon seit 1947 in den unterschiedlichsten Rollen in der Politik involviert war. Sato wurde 1964 Premierminister und blieb es bis 1972. Zwei Jahre später schaffte es sein Vater Shintaro Abe in das Amt des Außenministers. 1988 wurde er zum Rücktritt gedrängt, aufgrund eines Skandals in welchen er zwar nicht direkt involviert war, aber Personen gedeckt hat, die es durchaus waren und dann kurze Zeit später kam sein Sohn auf die Welt, uns allen bekannt als Shinzo Abe. Dieser wurde 1993 ins Nationale Parlament (Unterhaus) gewählt, nach sechs Jahren wurde er 1999 zum Leiter der Abteilung Soziale Angelegenheiten ernannt und 2000 wurde er zum stellvertretenden Chefkabinettssekretär ernannt und blieb es unter Yoshiro Mori und anfangs auch unter Koizumi. Danach wurde er zum Generalsekretär der LDP (Liberaldemokratische Partei) ernannt. 2006 trat der damalige Premierminister Jun’ichiro Koizumi nicht mehr zur zum Vorsitz der Partei an. Doch er blieb im Parlament vertreten und auch dort ziemlich einflussreich. So einflussreich, sodass er nachdem Fukuda und Aso (unteranderem an Abe) scheiterten, er nach der ersten verlorenen Unterhauswahl und nachdem Sadakazu Tanigaki als neuer Parteichef nicht überzeugte, 2012 wieder Vorsitzender werden konnte, als er sich gegen Shigeru Ishiba, Nobutaka Machimura, Nobuteru Ishihara und Yoshimasa Hayashi klar durchsetzte und wegen der unpopulären, linken Regierung und der vergleichsweise großen Popularität der LDP die Wahl 2012 gewannt und Shinzo Abe wieder Premierminister wurde. Die acht Jahre die darauf folgten, begann er mit einem groß angelegten Reformkurs. Abe erfand sogar seine eigene Wirtschaftsform mit den „Abenomics“. Dieser wirtschaftliche Reformkurs half das erste Mal, seitdem die linke Regierung in den 90ern die Wirtschaft gegen die Wand fuhr, eine stetig wachsende Periode des Wachstums in Japan, die nur 2020 aus uns allen bekannten Gründen gestoppt wurde. Außerdem setzte Abe stark auf eine Kooperation mit Washington D.C. und der EU. Unter ihm wurde zum Beispiel das Freihandelsabkommen zwischen Japan und der EU abgeschlossen oder auch das inoffizielle Militärbündnis „Squad“ wurde unter ihm vorangetrieben. Im Gespann mit dem stellvertretenden Premierminister Taro Aso war Japan stets beständig und verlässlich. Doch 2020 schlug die Krankheit „Colitis ulcerosa“, mit welcher er seit langen Jahren zu kämpfen hatte, zurück und zwang ihn wie 2007 zum Rücktritt. Im Gegensatz zu 2007 blieb er aber aktiv in der Politik. Nach der erfolgreichen Unterhauswahl 2021 wurde er Chef seiner Fraktion im Parlament und wollte dies auch bleiben, bis seiner tragischen Ermordung am 8. Juli 2022 in Nara. 

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