Egal wen man fragt, Schwangerschaftsabbrüche sind ein strittiges Thema. Legalisierung, Kriminalisierung, oder nur halbherzige Toleranz? Ich denke, dass Entkriminalisierung die einzige valide Option ist. 

Als Gegner der Abtreibung sollte man rein statistisch ein Befürworter der Legalisierung sein, so paradox es auch klingt. Das beste Beispiel dafür ist Rumänien im Mitte des 20. Jahrhunderts, wo Nicolae Ceauscu diktatorisch regierte. Verhütungsmittel waren verboten, und eine Abtreibung konnte mit 25 Jahren Haft verurteilt werden. Dies verdankte Rumänien die höchste Muttersterblichkeit in Europa. 159 pro 100.000 Geburten, 87% davon Folge einer Abtreibung. Nur ein Jahr nach dem Sturz des Diktators und der Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen belief sich die Zahl auf 83 Tote pro 100.000 Geburten. 1967 trat der Abortion Act in Großbritannien in Kraft, laut dem RCOG waren illegale Abtreibungen von 1955-67 der Grund, weshalb die meisten Mütter bei der Geburt gestorben sind. Auch geht in Ländern wo Schwangerschaftsabbrüche erlaubt sind die Anzahl von Abtreibungen stetig zurück. 

Dieses Argument zieht aber nicht, wenn man Abtreibung als Mord sieht. Wenn die Mordrate durch Legalisierung dessen sinken würde, wäre man dennoch dagegen, da es dann weniger Morde gibt, dieser aber nicht geahndet werden. Bevor man über Mord reden kann, muss man den Embryo als Menschen anerkennen. Lasst uns dies, dem Argument wegen, tun. Jetzt muss bestimmt werden, ab wann ein Embryo ein Mensch ist. Eine spezifische Woche zu wählen wäre willkür, denn dort gibt es viel Streit und Interpretationsrahmen. Für manche ist ein Embryo nach 12 Wochen nur ein Klumpen Zellen, für jemand anderen ein Mensch mit Recht auf Leben. Am klarsten wäre anzunehmen, dass bei der Zeugung eines Embryos, also wenn Spermium und Eizelle verschmelzen, Menschenleben entstanden ist. Hiermit verfestigt sich das Recht auf Leben von Anfang an bei einer klaren Linie, die in der Theorie niemand anfechten kann. Das Recht auf Leben des Embryos überwiegt die Bequemlichkeit der Mutter, 9 Monate Schwangerschaft nicht ertragen zu müssen. Ein Gedankenexperiment. Was wäre, wenn man gekidnappt wurde, um jemanden mit einer Bluttransfusion am Leben zu halten, da die Person an Nierenversagen leidet? Der Kidnapper sagt einem, man müsse jetzt 9 Monate an der bedürftigen Person angekoppelt bleiben, damit diese überlebt. Man dürfte in diesem Falle nicht widersprechen, denn das Recht auf Leben des Kranken überwiegt ja folglich die Bequemlichkeit eines Selbst. Aber was, wenn es für den Rest des Lebens ist? Hat man dann ein Recht darauf Nein zu sagen? Sicherlich nicht. Der Kranke hat immer noch ein Recht auf Leben. Um logisch Konsistent zu bleiben, überwiegt auch hier das Leben die Bequemlichkeit des Einzelnen. Einen Zeitrahmen zu wählen, in dem man diese Gleichung aufstellt, heißt nach x Anzahl von Tagen dürfte man mit der Transfusion aufhören, genauso Willkür wäre. Abtreibungsgegner würden sagen, dass dies durch den Kidnapper eine Analogie zur Vergewaltigung wäre, denn man wurde ja dazu gezwungen. Auch wenn der Großteil der Abtreigungsgegner einen Schwangerschaftsabbruch bei Vergewaltigungen als moralisch vertretbar sehen würde, ist dies sehr fragwürdig. Wenn jeder ein Recht auf Leben hat, warum dann nicht auch die, die durch Gewalt gezeugt wurden? Zu sagen, diese Embryonen – also Menschen – hätten ein minderes Recht auf Leben wäre morbide. Kein Mensch kann etwas dafür, wie er gezeugt wurde.

 Hieraus lässt sich schließen, dass diese Argumentation – ein Embryo ist ein Mensch – viele Lücken aufweist. Die Bequemlichkeit einer Frau, die unfreiwillig einen Embryo in sich trägt, überwiegt das Recht auf Leben dieses in jedem Fall, denn letzten Endes macht es keinen Unterschied ob das Kind durch eine Vergewaltigung oder anderswie entstanden ist. Im Endeffekt ist die Schwangerschaft bei Abtreibungswunsch nämlich immer eine unerwünschte, sei diese durch Gewalt entstanden oder nicht. Der effektivste Weg Schwangerschaftsabbrüche zu verhindern, und damit auch die Gefahr des Todes bei der Geburt zu verringern, ist Legalisierung, sexuelle Aufklärung, kostenlose Verhütungsmittel für Alle, nicht dessen Dämonisierung und mangelndes Wissen in der Bevölkerung.

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