In der pseudointellektuellen und eindimensionalen Welt von Carla Hinrichs, Luisa Neubauer und anderen Akteuren scheint “ziviler Ungehorsam” als vermeintlich “letztes Mittel” legitim zu sein, wenn man sich vom bösen Establishment belogen und betrogen fühlt – welches man absurderweise in Teilen mittlerweile selbst darstellt. Es reicht nun aus, die Grenzen der subjektiven Toleranz so zu setzen, dass die Mittel des eigenen Widerstandes über das Demonstrationsrecht und den Anstand hinausgehen. Anders als die 68er Bewegung wird diese Herangehensweise des „Widerstandes“ sowohl von Teilen der Politik als auch von den Medien unterstützt, gerechtfertigt oder zumindest relativiert. Aussagen wie “die Gesundheit der Menschheit steht über der Gesundheit der Wirtschaft” klingen zwar für den populismusanfälligen Politiklaien auf den ersten Blick recht gut, aber wenn man den simplen Fakt betrachtet, dass ohne eine gesunde Wirtschaft keine gesunde Menschheit geben würde, wird das Ausmaß dieser absurden und völlig realitätsfernen Aussagen immer deutlicher.
Es ist selbstverständlich lobenswert, wenn sich vor allem junge Menschen politisch engagieren, um Missstände zu kritisieren und zu korrigieren. Dies ist jedoch nicht mehr der Fall, wenn sie die Arroganz und Dreistigkeit an den Tag legen, zu behaupten, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben und den Rechtsstaat mit Pseudo-Aktivismus attackieren und zu non-verbalem Widerstand aufzurufen, während sie von ganzen Organisationen und wohlhabenden Akteuren im Hintergrund unterstützt werden. Es geht längst nicht mehr um einen sachbezogenen, lösungsorientierten politischen Diskurs, sondern darum, Menschen, die konträre Meinungen haben, einen moralischen Stempel aufzudrücken und die Gesellschaft in eine Art Geiselhaft zu nehmen. Die eigenen Ziele, egal wie destruktiv sie für die Wirtschaft und damit auch für die Bevölkerung sein könnten, durchzusetzen – mittlerweile auch ganz offen mit “zivilem Ungehorsam”, wie ihn die “letzte Generation” in Deutschland praktiziert, indem sie Straßen blockiert und den Verkehr massiv behindert. Wie dieser de facto Ökoterrorismus aussehen kann, ist uns durch die Eindrücke der letzten Monate bereits hinreichend bekannt.
Jugendliche Möchtegern Rebellen, geführt von unterdrücktem Selbsthass und radikalen Ausbrüchen jeglicher Art, haben in einer sachbezogenen und rationalen Debatte für Lösungsansätze nichts mehr verloren, egal wie moderat und ruhig sie sich hier und da in Interviews auch geben mögen – die Maske ist bereits gefallen.