Im Jahr 1917 befand sich Finnland unter russischer Besatzung als “autonomes” Großfürstentum innerhalb des Russischen Zarenreiches. Finnland genoss im Vergleich zu anderen Republiken eine gewisse Selbstverwaltung und Autonomie. Es gab ein eigenständiges Parlament, und die finnische Sprache und Traditionen waren nicht verboten. Die Zarenherrschaft war jedoch seit Beginn der Besatzung zutiefst unpopulär, da sie die finnische Bevölkerung politisch unterdrückte und wirtschaftlich ausbeutete. Doch dies sollte sich ändern.
Die Ereignisse in Russland hatten weitreichende Auswirkungen. Im Februar 1917 führte die Februarrevolution in Russland zur Abdankung von Zar Nikolaus II. und zum Sturz der jahrhundertealten Romanov-Dynastie. Diese instabile Zeit in Russland schuf Unsicherheit und ermöglichte die Unabhängigkeitsbestrebungen in allen Teilen des Russischen Reiches, insbesondere in Finnland.
Der finnische Senat strebte die Unabhängigkeit von Russland an und erklärte schließlich am 6. Dezember 1917 die Unabhängigkeit Finnlands. Dieser Akt der Unabhängigkeitserklärung wurde von vielen Finnen mit großer Begeisterung aufgenommen und stellte ein neues nationales Zeitalter für das finnische Volk dar.
Während dieser Zeit brachte das Deutsche Kaiserreich unter der Führung seiner Majestät der finnischen Regierung die Idee eines deutschen Königs für Finnland bei. Friedrich Karl von Hessen wurde zum König von Finnland auserkoren und schließlich auch gewählt und sollte unter dem Namen Carl I. den finnischen Thron besteigen. Diese Wahl wurde von den Deutschen zelebriert, da sie hofften, Finnland als eine Art “Marionettenstaat” zu nutzen, um Russland zu schwächen und eine neue Front im Nordosten Europas gegen Russland zu eröffnen.
Im März 1918 marschierten deutsche Truppen in Finnland ein, um die finnische Unabhängigkeitsbewegung zu unterstützen und sich im gerade florierenden finnischen Bürgerkrieg auf die Seite der “Weißen Armee” zu schlagen, die von konservativen und nationalistischen Gruppen unterstützt wurde. Zusammen kämpften sie gegen die finnische “Rote Armee”, die maßgeblich von den Bolschewisten aus Moskau unterstützt wurde. Der berüchtigte und berühmte finnische General Carl Gustaf Emil Mannerheim spielte eine entscheidende Rolle im finnischen Bürgerkrieg, indem er die Weiße Armee zum Sieg führte und Finnland vor dem Kommunismus rettete.
Während des Bürgerkrieges spielten deutsche Soldaten und Militärberater eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung der Weißen Armee. Diese Hilfe war entscheidend für den Sieg über die Kommunisten.
Die Träume einer deutschen Monarchie in Finnland sollten aber zerplatzen, da das Deutsche Kaiserreich mit dem Waffenstillstand von Compiègne am 11. November 1918 den Krieg verlor. So brach das Militär östlich der deutschen Reichsgrenzen fast komplett zusammen. Die Revolution in Deutschland, der Zerfall der Monarchie und die Proklamation der Weimarer Republik machten es schlichtweg unmöglich, die Pläne für einen deutschen Monarchen in Finnland fortzusetzen.
So kam es, dass Friedrich Karl von Hessen am 20. Dezember 1917 formell abdanken musste, auf Druck des finnischen Parlaments. Stattdessen wurde Finnland im Jahr 1919 eine unabhängige Republik und entwickelte sich zu einem eigenständigen und souveränen Staat, der sich in verschiedenen Verteidigungskriegen gegen die Sowjetunion behaupten konnte.
Die Ereignisse von 1918 markierten einen bedeutenden Augenblick in der Geschichte Finnlands, der bis heute im kollektiven Gedächtnis der finnischen Nation verankert ist, einer Nation, die bewiesen hat, dass sie auch ohne einen deutschen Monarchen zurechtkam.
Friedrich Karl von Hessen starb am 28. Mai 1940 in Kassel als ehemaliger König von Finnland – für nur 73 Tage.